Vor dem Hintergrund einer möglichen Wasserknappheit laufen aktuell Planungen für eine Transportleitung aus dem Rheintal von Vallendar in die Verbandsgemeinde Höhr-Grenzhausen. Mit den benachbarten Verbandsgemeinden wurde dazu im April 2024 eine Zweckvereinbarung unterzeichnet: Das Wasser soll vom Rhein zu Thiels Hütte in einen neu zu errichtenden Hochbehälter in der Gemarkung Hillscheid hochgepumpt werden und von dort an die Verbandsgemeinden Höhr-Grenzhausen, Ransbach-Baumbach, Montabaur und Wirges über noch zu errichtende Fallleitungen weiterverteilt. Künftig wird unser Leitungswasser also aus bis zu 18,7 % Uferfiltrat bestehen.
Die öffentlich einsehbare Zweckvereinbarung legt leider nicht fest, ob eine Beimischung kontinuierlich oder lediglich in einer konkreten Wassermangelsituation erfolgen soll. Im Dokument ist die Planung einer weiteren Fallleitung zur Wasserlieferung ins Rheintal erwähnt, dort bezeichnet als rückseitige Versorgung an die Vereinigte Wasserwerke Mittelrhein (VWM), einer 100 %-igen Tochter des regional führenden Energieversorgers EVM. Die Zweckvereinbarung, wie auch der Übersichtszeichnung des geplanten Leitungsnetzes, sind auf der Website zum Projekt (www.wasser-mt-hoehe.de) einsehbar. Die Rheintal-Fallleitung ist dort allerdings nicht verzeichnet.
Sarah Jahn von der Bürgerinitiative „Wir für Höhr-Grenzhausen“, die bei der Kommunalwahl als Wählergruppe Pucher-Palmer antritt, erläutert: „Ich sehe nach Studium der veröffentlichten Unterlagen nur Nachteile für die Bürger unserer Verbandsgemeinde. Die Kosten für Trinkwasser werden steigen, die Qualität wird sinken.“
Die VWM hat im Jahr 2023 bereits mit kostenintensiven Baumaßnahmen zur Querung des Rheins über Niederwerth Richtung Vallendar begonnen (Dükerbau: https://www.evm.de/ueber-uns/presse/pressemitteilungen-2023/neue-wasserleitung-unter-dem-rhein-schafft-sicherheit-und-spart-kosten/). „Die Bau- und Betriebskosten dieser Großprojekte werden selbstverständlich auf den Wasserpreis umgelegt, was uns bisher nicht betrifft. Dies würde sich aber ändern bei Anschluss unserer Verbandsgemeinde an das Verbundsnetz der VWM“, so Sarah Jahn, Dipl.-Ingenieur (FH) für Verfahrenstechnik.
Mit dem hochwertigen Quellwasser von der Montabaurer Höhe könnte die VWM die Qualität der Wasserversorgung im Rheintal zusätzlich absichern. Die Einhaltung kritischer Grenzwerte ist von der VWM so viel besser zu gewährleisten. Doch müssen wir, die Bürgerinnen und Bürger in unserer Verbandsgemeinde, hinnehmen, dass sich dadurch unsere Wasserqualität verschlechtert bei gleichzeitiger Steigerung der Kosten?
Im öffentlichen Teil der Sitzung des Werkausschusses der VG Höhr-Grenzhausen am 2. Mai ab 18 Uhr stehen der Abschluss des Wasserlieferungsvertrages sowie die Einleitung der Vergabeverfahren für die Planung der Baumaßnahmen auf der Tagesordnung. Dieser Vertragsentwurf ist der Öffentlichkeit bisher nicht zugänglich. Die Bürgerinitiative „Wir für Höhr-Grenzhausen“ (Wählergruppe Pucher-Palmer) fordert eine Offenlegung des gesamten Vertragswerks und der zugehörigen Studien. Nur Transparenz schafft Vertrauen.
Dieser Artikel erschien am 2.Mai 2024 in Ausgabe 18 des Kannenbäckerland Kurier https://epaper.wittich.de/frontend/mvc/catalog/by-name/412/412_18_2024