Mit der letzten Änderung des Flächennutzungsplanes hat die Verbandsgemeinde jüngst Sondergebiete für die Nutzung von Solarenergie ausgewiesen.

Es handelt sich dabei um bis zu 40 Hektar Streuobstwiesen, Acker- und Wiesenflächen, was in der Größenordnung etwa 55 Standard-Fußballfeldern entspricht. Dort soll das Aufstellen von Freiflächen-Photovoltaikanlagen in sogenannten Solarparks ermöglicht werden. Begründet wird dies damit, dass diese Form der Energiegewinnung umweltschonend und für die sogenannte Energiewende zwingend notwendig sei. Beschönigend ist von Landschaftsergänzung die Rede.
Die neu gegründete Bürgerinitiative „Wir für Höhr-Grenzhausen“ (tritt bei der Kommunalwahl als Wählergruppe Pucher-Palmer an) widerspricht dem proklamierten Nutzen und sieht in dieser Planung eine reale Umwandlung von Naturflächen in Industriegebiete und eine langfristige Zerstörung von Natur.
Schon alleine aus Sicherheitsgründen (Stromschlaggefahr) müssen Flächen mit Photovoltaikanlagen immer umzäunt werden, womit sie definitiv als Naherholungsraum für den Menschen oder als Weidefläche für Wildtiere vollständig entfallen. Um die Fläche maximal auszunutzen, werden Solarpanele in dichten Reihen aufgeständert und nur soviel Platz wie nötig gelassen (siehe Abbildung). Dies macht zum einen belastbare Fundamente in ausreichender Menge notwendig, zum anderen führt es zu einer großflächigen Verschattung der Fläche.

Dies reduziert zwangläufig massiv die Artenvielfalt der Flora und Fauna. „Schattige Flächen sind für viele Pflanzen ungeeignet, was sich unweigerlich ebenso negativ auf die Tierwelt auswirkt: Viele Insekten sind auf bestimmte Pflanzen als Nahrungsquelle angewiesen, beispielsweise Schmetterlingsraupen. Diese fehlen dann wiederum als Nahrung für Eidechsen, Schlangen und , Singvögeln, die wiederum Beute für größere Tieren wie Igeln, Nagern und Greifvögeln sind“, erläutert Eva Pucher-Palmer von der Bürgerinitiative, Kandidatin auf Listenplatz 1.
Die betroffenen Mähwiesen entfallen ebenso wie die Ackerflächen für die Nahrungsmittelproduktion von Mensch und Tier. Heu und Feldfrüchte müssen dann statt vor Ort produziert zu werden, importiert und teils über lange Distanzen transportiert werden. Dieser Gütertransport ist natürlich wiederum mit Emissionen und Kosten verbunden, also mit negativen Konsequenzen auf die Verbraucherpreise.
In der Verbandsgemeinde Höhr-Grenzhausen leben Hotels, Ferienvermietungen und Gaststätten von der wunderschönen Natur und Landschaft. Dies sichert so manchen Arbeitsplatz. „Wer möchte lieber zwischen Photovoltaikanlagen wandern als durch Felder, Wiesen und Wälder? Der Erholungswert unserer Landschaft und die Attraktivität eines Besuchs unserer Gemeinde würde auf jeden Fall deutlich darunter leiden“, so Pucher-Palmer weiter.

Die Grundlastfähigkeit von Solarenergie sinkt im Winter auf Null. Der Beitrag, der von Solarparks zur Energieversorgung geleistet werden kann, ist naturgemäß als gering einzuschätzen, außerdem saisonal und wetterbedingt abhängig. Die Solarpanele werden i. d. R. aus China importiert. Der hohe Flächenbedarf ist dem zweifelhaften Nutzen gegenüberzustellen.
Zudem zeigt die Erfahrung, dass einmal umgewandelte Flächen langfristig für die Natur verloren sind: Schon allein rechtlich droht der Statusverlust als Wiese oder Agrarfläche und ist nur schwer zurückzuwandeln.
Dieser Artikel erschien am 25.April 2024 in Ausgabe 17 des Kannenbäckerland Kurier.