Fragen zur Studie „Montabaurer Höhe“

Die folgende „Studie Montabaurer Höhe“ der Firma Wasser und Boden GmbH wurde am 29.November 2022 den Vertretern der Verbandsgemeinden Höhr-Grenzhausen, Wirges, Ransbach-Baumbach und Montabaur vorgestellt und wird nun als Grundlage für das Projekt der „Interkommunalen Wasserversorgung Südlicher Westerwald“ angeführt. Es wird Zeit, sie einmal näher zu betrachten.

Grundlegende Daten

Die Studie bezieht sich auf ein Gutachten zur Abgrenzung der Wasserschutzgebiete einer Firma „Tesch“. Eine Angabe, wo dieses Gutachten eingesehen werden kann, fehlt. Die Daten wurden bei den folgenden Diensten und Behörden abgerufen:

Im Rahmen der Studie wurden KEINE aktiven Geländeuntersuchungen durchgeführt – es wurde also allein aufgrund der Daten modelliert.

Anlass

Gleich zu Beginn werden die „dramatischen Auswirkungen des Klimawandels“ effektheischend dargestellt, um den gewünschten Mindset herzustellen.

  • Schlagwörter wie Sonnenrekord, Hitze, Dürre und Trockenheit, sinkendes Grundwasser und Wasserkrise erzielen einen alarmistischen Effekt.
  • „Trockenjahre bedingen einen möglichen Rückgang der Grundwasserneubildung“ – Das Schlüsselwort ist „möglich“, denn genau weiß man es nicht. Leider wird nicht erwähnt, dass auch andere Faktoren Einfluß haben, wie bspw. Flächenversiegelung oder ungeeignete Vegetation (z.B. forstwirtschaftlich genutzter und Borkenkäfer geschädigter Fichtenbestand statt des heimischen Laubwaldes).
  • Angeführt werden die KLIWA und LAWA Monitoring Berichte: https://www.kliwa.de/ und https://www.lawa.de/

KLIWA – Klimaveränderung und Wasserwirtschaft ist eine Unternehmung der Umweltministerien verschiedener Bundesländer. Die KLIWA Monitoring Berichte lesen sich sehr düster und extrem: Entweder ist zu wenig Niederschlag (Dürre) oder zuviel (Starkregen und Überflutungen), es ist zu kalt (extreme Kälte) oder zu heiß (extreme Hitze). Berichtet werden große Gefahren durch Sonnenbrand und Hitzschlag, durch per Zecken oder Mücken übertragenen pandemisch tödlichen Erkrankungen. Es wird alles herangezogen, um ein regelrechtes Schreckensszenario zu skizzieren.

Grundlagen

Die Montabaurer Höhe wird geologisch als „Devonische Quarzit“ Region klassifiziert und bietet eines der bedeutendsten Grundwasservorkommen des Westerwalds. Sie ist quasi ein Wasser Schatz, der durch zahlreiche Quellfassungen und Brunnen genutzt wird. Die Wasserschutzgebiete sind zahlreich.

Folgende Grafiken entstammen alle der Studie, sind teilweise unzureichend beschriftet oder erläutert und werfen daher zahlreiche Fragen auf:

Die Grafik zeigt allenfalls eine mehr oder weniger gleichbleibende Gesamtentnahmemenge von 1999-2021

  • Welche Bedeutung haben die farblichen Abschnitte der Säulen? Eine Legende fehlt.
  • Wodurch erklärt sich die deutlich reduzierte Entnahmemenge 2003-2006?
  • Wodurch erklärt sich die erhöhte Entnahmemenge 2001, die über den Mengen der angeführten Trockenjahre 2018-2020 liegt?

Darstellung der Summe aller Wasserfassungen

  • Welche Bedeutung haben die farblichen Abschnitte der Säulen? Eine Legende fehlt.
  • Warum sind die Säulen 1999-2001 bzw teilweise 2002-2003 halbtransparent dargestellt?
  • Was verursachte den Anstieg der täglichen Entnahmen ab 2004 und dann ab 2006?
  • Warum sind die grün eingefärbten Bereiche nur bis 2006 erkennbar, ab 2007 verschwunden/ersetzt durch braun/beige/hellblau eingefärbte Abschnitte?
  • Was führte zu der Entnahmespitze 2006?
  • Was führte zum Entnahmeminimum 2012/2013?
  • Welcher Anteil der Entnahmespitzen entfällt auf die jeweiligen Verbandsgemeinden – bzw konkret unsere VB Höhr-Grenzhausen?

Niederschlagsdaten für den Bereich Montabaurer Höhe

  • Warum wird in der Überschrift behauptet, dass die Niederschläge auf der Montabaurer Höhe dargestellt seien, die Daten aber laut Quellangabe der Meteo Station Grenzau entstammen?
  • Warum wird behauptet, dass Jahreswerte 1992-2022 angegeben seien, wenn jedoch die Daten für 2022 in der Grafik fehlen?
  • Die Niederschlagsentwicklung in Grenzau (blaue Säulen) zeigt keinerlei Trend. 2018 war auf dem Niveau von 1996, 2020 auf dem Niveau von 2003 und 2016. Die Daten aus 2023 und 2024 wären sicher interessant hinzuzufügen und eher auf Niveau der niederschlagsreicheren Jahre anzusiedeln. Einen langfristigen Trend zur Trockenheit hier abzuleiten, ist spekulativ.
  • Die durchschnittliche Temperatur bewegt sich in leicht steigender Tendenz in einem Bereich von 2°C (ca 8°C – 11°C). Die rote Trendlinie ist inkorrekt und orientiert sich effektheischend deutlich mehr an den Temperaturspitzen. Die korrekte Trendlinie ist deutlich flacher.

Warum wurden nicht die Daten der Meteo Station Neuhäusel ausgewertet, die immerhin zentral im betrachteten Gebiet der Montabaurer Höhe liegt? Grenzau liegt deutlich ausserhalb und hat für den Wasserhaushalt der Montabaurer Höhe KEINE Relevanz!

Die folgenden Grafiken sollen die Entwicklung der Lufttemperatur, der Niederschlagshöhe und der Grundwasserneubildung in Rheinland-Pfalz von 1951-2020 darstellen. Mal abgesehen davon, dass die Perzentile Kennwerte und ihre Darstellung nicht näher erläutert werden (rote und blaue Säulen umfassen 25%, gelbe aber 50%), fällt hierbei auf, dass ab 2002 keine 75% Perzentile bei Niederschlag und Grundwasserneubildung mehr zu beobachten waren. Da die Grundwasserneubildung allerdings ein modellierter Wert ist, hängt er direkt von den Niederschlägen ab. Eine Korrelation ist demnach selbstverständlich und zu erwarten.

Die Grafiken beziehen sich auf das gesamte Bundesland Rheinland-Pfalz und machen KEINE konkrete Aussage zur Montabaurer Höhe.

Die folgenden Grafiken sind dem Geoportal Rheinland-Pfalz (https://wasserportal.rlp-umwelt.de/geoexplorer) entnommen und zeigen die modellierte Grundwassneubildung der Zeiträume 1971-2000 und 2003-2021, sowie die Differenz beider Zeiträume.

Demnach wird im GESAMTEN Bundesland eine geringere Grundwasserneubildung festgestellt – was wenig realisitisch erscheint, denn regional hat sich die Flächenversiegelung, wirtschaftliche Entwicklung, Siedlungsdichte, Niederschläge und forstwirtschaftliche Nutzung wohl kaum überall im gleichen Maß entwickelt.

Die Studie nennt jedoch weder die Art der verwendeten Modelle, noch die beiden Differenzzeiträume. Stattdessen wird mit der Differenzkarte plakativ eine massive Reduktion der Grundwasserneubildung angeführt.

In den Jahren 2001/2002 klafft allerdings eine auffällige eine Datenlücke. Schaut man sich die Entwicklung der Computer Rechenleistung an, erkennt man eine massiven Schub ab dem Jahr 2000 – die Vermutung liegt daher nahe, dass auch das Landesamt für Umwelt Rheinland-Pfalz in besagtem Zeitraum auf PC-gestützte Modellberechnungen umgestellt hat. Die deutlich gesteigerte Rechenleistung erlaubt aber die Einbeziehung von mehr Parametern ins Berechnungsmodell. Eine direkte Vergleichbarkeit beider Datensätze wäre allerdings nur dann gegeben, wenn beide mit demselben Modell und denselben Parametern berechnet wurden.

Quelle: http://www.schule.suedtirol.it/blikk/angebote/neurotechnologie/ne652.htm

Grundwasserneubildung 1971-2000 und 2003-2021 laut Geoportal RLP für den Bereich der Montabaurer Höhe

Intransparente Daten zu Quellschüttungen mehrerer Quellen der Verbandsgemeinde Höhr-Grenzhausen

  • Wodurch erklärt sich die Datenlücke der Jahre 2003-2006?
  • Zeigen die Säulen die Summe der Quellschüttungen aller Quellen?
  • Wurden die Schüttungen immer bei allen 5 Quellen erhoben? Fielen Quellen aus?
  • Wie erklärt sich die Aufwärtstendenz ab 2021?
  • Wie erklären sich die Tiefstwerte 2012 und 2017 – beide liegen nicht innerhalb der proklamierten einflußreichen Trockenperioden 2018-2020?

Grafik zur Abschlagmenge der Quelle Heiligenroth

  • Die Legende ist falsch, der Zulauf soll in grün eingezeichnet sein, es gibt aber keine grünen Säulen in der Grafik. Stattdessen blaue.
  • Die orangen Säulen geben wohl die Wassermenge an, die nicht als Zulauf im Versorgungssystem nutzbar wurde. Womöglich, weil das Wasser zu trüb ist (Interpretation, da eine Erläuterung fehlt).
  • Warum gibt es keine Daten von 1999-2007?
  • Wo ist die Quelle Heiligenroth und warum wurde diese ausgewählt? In der Anlagenübersicht der Wasserwerke Höhr-Grenzhausen ist sie jedenfalls nicht enthalten (https://www.hoehr-grenzhausen.de/verwaltung-kommunale-betriebe/ver-und-entsorgung/verbandsgemeindewerke/wasserversorgung-in-der-verbandsgemeinde/).
  • Was verursacht die Trübung bei dieser Quelle? Wurde ggf. Wald gerodet oder gab es anderweitige Vegetationsverluste?

Grafik zum Wasserverbrauch

  • Die Grafik zeigt einen konstanten bis leichten Aufwärtstrend im Wasserverbrauch mit regelmäßigen saisonalen Schwankungen.
  • Wodurch erklärt sich der deutliche Mehrverbrauch GANZJÄHRIG 2011/2012? Wasserleck/Rohrbruch?
  • Wodurch erklärt sich das Verbrauchsminimum 2014?
  • Wodurch erklärt sich die Verbrauchsspitze 2019, obwohl 2018 in den Niederschlagsdaten deutlich trockener war?
  • Inwieweit läßt sich der Mehrverbrauch im Jahr 2020 durch die Corona Lockdown Maßnahmen erklären (keine Urlaubsreisen, privater Poolbau)? Inwieweit ist diese Sondersituation dazu geeignet, einen Zukunftstrend abzuleiten?

Fazit

  • Die Vergleichzeiträume variieren in allen Grafiken, mal 1951-2021, dann 1971-2000/2003-2021, 1992-2021, 1999-2021. Das macht eine Vergleichbarkeit schwierig!
  • Legenden sind teilweise nicht vorhanden, so daß die Darstellung nicht nachvollzogen bzw verstanden werden kann!
  • Die Daten entstammen teilweise nicht dem zu beurteilenden Bereich der Montabaurer Höhe, sondern Grenzau oder beziehen sich auf das gesamte Bundesland Rheinland-Pfalz. Die Übertragbarkeit muß daher angezweifelt werden. Die Montabaurer Höhe hat als zusammenhängendes Waldgebiet unter Einflußfakturen wie Flächenversiegelung, zunehmender Verstädterung oder landwirtschaftlicher Nutzung sicher weniger gelitten als andere Regionen in Rheinland-Pfalz. Allenfalls forstwirtschaftliche Aspekte wie Fichten- statt Laubwald oder Rodungen können hier eine Rolle gespielt haben.
  • Faktoren wie Rodungsmaßnahmen oder Wasserverluste durch bspw. Rohrbrüche oder Hydranten werden in die Betrachtungen der Studie nicht mit einbezogen.
  • Die Studie prognostiziert anhand von Modellen und empfiehlt, mit realen Daten die Studie weiterzuführen. Ob dies aktuell geschieht, ist uns nicht bekannt.