Infoabend zur Kommunalen Wärmeplanung der VG Höhr-Grenzhausen und der EVM

Die Verbandsgemeinde Höhr-Grenzhausen hatte für den Abend des 10. April 2025 zur Bürgerinformationsveranstaltung in das Jugend-, Kultur- und Bürgerzentrum „Zweite Heimat“ eingeladen, um gemeinsam mit der Energieversorgung Mittelrhein AG (EVM) über den aktuellen Stand der kommunalen Wärmeplanung zu informieren. Von den zuvor avisierten Experten der endura kommunal GmbH, die laut EVM als Dienstleister für das „Projekt“ konsultiert worden waren, war leider kein Vertreter gekommen.

Zunächst erläuterte ein junger Experte der EVM allgemein, worum es bei der Kommunalen Wärmeplanung überhaupt geht: Anläßlich des Klimaabkommens von Paris 2015 wurde eine entsprechende Gesetzesgrundlage geschaffen, die alle

Städte und Gemeinden verpflichtet, die Wärmeversorgung der Bevölkerung so umzuplanen, dass andere Energieträger als Gas und Heizöl verwendet werden. Eine Mammutaufgabe angesichts der Tatsache, dass diese nach wie vor die Wärmequelle Nummer 1 für rund 85% aller Haushalte in Deutschland sind.

Zunächst müsse eine Bestandsanalyse, dann eine Potentialanalyse durchgeführt und darauf basierend dann Szenarien entwickelt werden. Daraus könnten sich möglicherweise Umsetzungsplanungen ergeben – zumindest wenn der Weg zum Aufbau eines Wärme- oder Wasserstoffnetzes angestrebt würde. Diese gesetzlich nun verpflichtende Wärmeplanung, mit 5-jährlicher Fortschreibungspflicht, die vom Bund – also uns Steuerzahlern – mit 500 Millionen Euro finanziert wird, ist zunächst einmal ein gutes Geschäft für Beratungsdienstleister. Denn die Anzahl der Optionen sind beschränkt, vielerorts wird es sowieso auf elektrische Luftwärmepumpen hinauslaufen. Für die meisten Gemeinden ist das ähnlich, ein erhebliches Copy+Paste Potential. Gegebenenfalls werden Wärmenetze grob konzeptioniert, die aber bei fehlender Akzeptanz der Bevölkerung sowieso in der Tonne verschwinden.

Der Koalitionsvertrag aus dem Jahr 2021 der inzwischen zerbrochenen und nicht wiedergewählten Ampelkoalition war der Startschuß zur sogenannten „Wärmewende“: Bis 2045 müsse in Deutschland „klimaneutral“ geheizt werden, um das 1,5 °C Ziel einzuhalten! Ein unbezahlbar teurer Wahn ohne Wirkung, denn mit dem Ausstieg der USA sind die im Pariser Abkommen verbliebenen Länder für nur 12,5% des globalen CO2-Ausstoßes verantwortlich. Ob Deutschland sich bei einem Beitrag von 1,5% CO2 selbst zerstört oder nicht, hat auf das globale Klima nicht die geringste Auswirkung.

Beim Fernwärmegipfel im Juni 2023 wurde der Auf- und Ausbau von Fernwärmenetzen vom damaligen Minister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) intensiv und in euphemistischen Worten beworben. 100 000 Haushalte wollte man pro Jahr anschließen – und die wären dann vom Zwang zum Einbau einer elektrischen Wärmepumpe ausgenommen. Dafür bekommen sie dann aber den Anbieter-Zwang.

Da der Ausbau von Wärmenetzen politisch gewollt ist, sind natürlich auch die Wärmeplaner der EVM in der Situation, dafür Werbung zu machen. Mehrfach wurde diese Art des Heizens am Beispiel des vorhandenen Wärmenetzes in Koblenz Rauental erläutert, das zwar aktuell fossil befeuert wird, aber die Koblenzer Wärmeplanung sieht hier Potential für den Bau einer Flußwärmepumpe. Potential – da spricht man noch nicht über die tatsächlichen Kosten. Interessant – aber absolut irrelevant für unsere Verbandsgemeinde. Wir wohnen nicht am Fluß.

In der Präsentation der EVM wurde der Begriff „klimaneutral“ offenbar als Wissen vorausgesetzt, denn er wurde nicht weiter definiert. Allerdings bekam der aufmerksame Zuhörer doch einen Anhaltspunkt: Klimaneutral ist man sofort mit dem Anschluß an ein Fernwärmenetz – unabhängig davon wie dort die Wärme (zunächst) erzeugt wird. Interessant.

Im zweiten Teil der Präsentation erläuterte eine junge Projektmanagerin und Expertin für Erneuerbare Energien die Kommunale Wärmeplanung für Höhr-Grenzhausen. In einer genaueren Analyse sollen die einzelnen Quartiere und Gebäudedaten, die u.a. bspw. beim Zensus erhoben wurden, betrachtet werden. Anhand dessen werde die Verbandsgemeinde in Gebiete aufgeteilt, für die dann bestimmte Heizoptionen möglich wären. Eng bebaute Gebiete könnten sich möglicherweise für den Aufbau eines Wärmenetzes eignen, Wohngebiete im direkten Umfeld zu vorhandenen Industriestandorten könnten möglicherweise in Zukunft an ein Wasserstoffnetz angebunden werden. Für den Rest bleibt nur die elektrische Wärmepumpe, Pelletheizung o.ä. – Technologien, die unter dem wohlklingenden Begriff „Dezentrale Wärmeversorgung“ kategorisiert werden.

Leider gab es dazu weder Kartenmaterial noch konkrete Zahlen. Man habe noch keine Daten und sei noch bei der Datenerhebung. Nicht einmal eine Luftaufnahme der Ortschaften oder Daten zum IST Zustand der Verbandsgemeinde gab es. Dabei wäre es nicht schwer gewesen, wenigstens den Wärmebedarf der Gemeinde oder die Verteilung der Sektoren bspw. aus dem Energieatlas Rheinland-Pfalz oder den 2014 erstellten energetischen Quartierskonzepten der Verbandsgemeinde zu entnehmen und so den Zuhörern ansatzweise das Gefühl zu geben, dass es um ihre Gemeinde geht.

Quelle: Energieatlas Rheinland-Pfalz, Wärmebedarf nach Baublöcken in der Verbandsgemeinde

Wiederholt wurde betont, dass Energie unbedingt eingespart werden müsse, bspw. durch energetische Sanierung. Das dies sinnvoll ist, bestreitet niemand. Dennoch sind Aufwand und Kosten extrem abhängig von Alter und Größe der Gebäude. Und damit auch die Sinnhaftigkeit. Der Wärmebedarf ist bei freistehenden, größeren und älteren Häusern natürlich deutlich größer – ein Umstand der sich leicht aus den Grafiken im Energieatlas Rheinland-Pfalz herauslesen läßt. In den 1960er und 70er Jahren (oder auch früher) erbauten Häusern wohnen aktuell teilweise alleinstehende Senioren – dieser Generation sind teure Sanierungskosten gar nicht zumutbar und sowieso nicht in ihrem Interesse. Für sie bedeutet der politische Zwang einzig einen Wertverlust.

Der Grafik zum Stromverbrauch kann man übrigens entnehmen, dass Höhr-Grenzhausen offenbar bereits vor 10 Jahren deutlich eingespart hat, wenn auch vielleicht nicht freiwillig: Durch Schließung von Industrie und Gewerbe. Gerade in der Innenstadt stehen viele Geschäftsräume leer, das ist doch eigentlich ganz vorbildlich im Sinne der Energiewende?! Meines Wissens ist man allerdings darüber gar nicht glücklich – die Innenstadt wirkt tot und die Einnahmen fehlen auch in der Kasse. Ob sich diese Situation verbessert, wenn die Energiekosten noch mehr steigen? Denn das werden sie – weil es politisch gewollt ist. Die Frage ist: Wer will eigentlich diese Poltitik?

Fazit

Bei der Informationsveranstaltung wurde sehr viel über Technologien und Infrastruktur gesprochen, die noch „in den Kinderschuhen“ stecken, unausgereift sind und überhaupt erst gebaut werden müssen. Konkrete Informationen gab es nicht. Keine Daten, keine Zahlen – dafür jede Menge Phantasie. Tatsächlich ist man noch mit der Datenerhebung befasst, da gibt es eben weder Konzepte noch Planungen – höchstens Ideen. Die wiederholte Bezugnahme auf Flußwärmepumpen hat für Höhr-Grenzhausen keinerlei Relevanz. Die Aussage, dass „den Fischen 2-3°C kältere Wassertemperaturen nix ausmachen“ wirkt befremdlich – aber beim Planeten Erde sind 2°C Erhöhung eine Katastrophe?! Deshalb betreiben wir ja den ganzen Milliarden-, gar Billionen-Aufwand (1,5°C Klimaziel). Mal abgesehen davon: Wenn in Zukunft von Konstanz bis Rotterdam jede größere Ortschaft am Rhein – und an den Zuflüssen auch – per Flußwärmepumpe die Wassertemperatur senkt, hat das keine Effekte auf Natur und Ökosysteme? Klingt irgendwie nicht zu Ende gedacht. Und die Verwendung riesiger Mengen von Kühlmitteln ist auch nicht unproblematisch. Aber das nur am Rande.

Die Farben des Wasserstoffs, Quelle: ENBW

In der abschließenden Fragerunde stellte Verbandsgemeindebürgermeister Becker klar, dass wir am Ort keine Glas produzierende, sondern Glas veredelnde Industrie haben. Ein Umstand der beim jour fixe wohl untergegangen sein muß. Bei Energiebedarf und Abwärme ist das aber ein wesentlicher Unterschied. Auch wenn für Höhr-Grenzhausen in den derzeitigen Planungen eines möglichen Wasserstoffnetzes eine Entnahmestelle vorgesehen ist, haben die hiesigen Glasindustriestandorte Becker zufolge von Gas bereits auf Strom umgestellt. Auf die Frage aus dem Publikum, wie man denn sicherstellen wolle, dass ein Industriestandort langfristig erhalten bliebe, wurde eingestanden, dass sich derzeit die Unternehmen nur ungern auf langjährige Verträge einließen. Nicht überraschend wo doch Deutschlands Deindustrialisierung als politisches Ziel aktiv vorangetrieben wird, die Industrie die Planungssicherheit massiv bemängelt und Länder wie die USA durch ihre Zollpolitik und geplante Absenkung der Unternehmenssteuern auf 15% (Deutschland aktuell ca 30%, EU Durchschnitt 22%) als Produktionsstandorte gerade an Attraktivität gewinnen. Wie lange geht das wohl gut? Nutzung von Abwärme aus Industrieproduktion ist für Höhr-Grenzhausen vielleicht eine nette, aber komplett unrealistische Idee. Eben keine Option. Und ein noch nicht ansatzweise vorhandenes Wasserstoffnetz müßte auch erst gebaut werden, also höchstens eine Vielleicht-Option.

Auf die Frage, woher der Wasserstoff kommen solle, schließlich wurden große Pipeline Projekte der RWE und Shell mit Norwegen zuletzt eingestampft, gab es nur eine Erläuterung zu den „Regenbogenfarben des Wasserstoffs“. Denn auch beim Wasserstoff handelt es sich nach wie vor um ein Luftschloß: Technologisch möglich, aber eben (noch) nicht vorhanden. Zudem extrem teuer und aufgrund der geringen Menge sowieso der Industrie vorbehalten. Keine echte Option für Privatverbraucher. Da kann die Heizung H2-ready sein wie sie möchte. Seit Jahrzehnten wird über Wasserstoff geredet. Ob das jemals realisiert wird, darf stark angezweifelt werden. Denn von der aufgewendeten Energie kommen am Ende nur unwirtschaftliche 25% wieder heraus (Power-To-Gas-To-Power). Das würde eine immense Überproduktion an Strom erfordern. Nicht bloß ein bißchen – ein Vielfaches. Man könnte es auch als verschwenderisch oder unwirtschaftlich bezeichnen. Egal – Hauptsache teuer.

Denn das einzige, was mit absoluter Sicherheit gesagt werden kann, ist, dass es teurer wird. Warum eigentlich? Was müßte politisch getan werden, um die Kosten effektiv zu senken?

Die Bevölkerung soll letztlich gezwungen werden, im Sinne eines neuen Investitionszyklus die bezahlte und funktionierende Infrastruktur auf den Müll zu werfen und durch eine neue Technologie zu ersetzen. Die vielfach noch gar nicht existiert oder von der man nach wie vor nicht sagen kann, wo der Strom dafür eigentlich herkommen soll. Denn wenn alle rund 80% der heutigen Gas-/Ölkunden auf elektrische Wärmepumpen umstellen, hat dies eine massive Erhöhung des Strombedarfs zur Folge. Vom aktuellen Bedarf werden bei besten Witterungskonditionen gerade 16% des Bedarfs „erneuerbar“ erzeugt werden – wenn der Bedarf nun massiv steigt, schwindet dieser Anteil auf einen niedrigen einstelligen Bereich. Kann man nicht mal den aktuellen Bedarf zu 100% aus „erneuerbaren“ decken – wie soll das dann bei einem enormen Bedarfsanstieg funktionieren?

Indes ist das Geld für die Umstellung zunehmend weniger vorhanden – denn Deindustrialisierung bedeutet auch ein Verlust an Wirtschaftskraft und Arbeitsplätzen. Wer soll das bezahlen, wer hat soviel Geld?

Ein weiterer Punkt, der viele umtreibt, ist die durch die „Wärmewende“ aufgebaute Kontrollstruktur: Der Anschluß an ein Fernwärmenetz bedeutet nämlich, sich einem Anbieter auszuliefern, der eine dann eine Monopolstellung inne hat. Er kann jederzeit aus der Ferne den Wärmefluß abregeln oder gar ganz abstellen. Wenn beispielsweise die benötigte Energie zum Betrieb nicht zur Verfügung steht oder die Witterungsverhältnisse es nicht zulassen (Dunkelflaute, Fluß-Wassertemperatur unter 3 °C). Bei elektrischen Luftwärmepumpen mit Smart-Meter Einbauzwang ist ein Abregeln aus der Ferne übrigens auch möglich.

Ein nicht ganz ernst gemeinter Kommentar zum Abschluß: Wenn demnächst „die Russen“ einmarschieren, sollten wir dann nicht wieder Erdgas genug haben? Und vielleicht ist es ja gar nicht so schlau, unsere Häuser vorher zu sanieren – das macht unser Land doch bloß attraktiver.