Für den Abend des 13. November 2025 hatten SPD und Bündnis ’90/Die Grünen unter dem Motto „Erneuerbare Energien – Chancen für Höhr-Grenzhausen“ zur Ideenmesse mit Impulsvortrag eingeladen. Im Rahmen einer Posterausstellung, die im Vorfeld schon einige Tage im Cera Tech Center/Höhr-Grenzhausen besucht werden konnte, wurden u.a. reale Projekte energetischer Sanierung von Häusern vorgestellt. Das gewählte Veranstaltungsformat hätte zwar Fragen oder eine Diskussion zum Impulsvortrag zugelassen, die Vereinzelung des Publikums vor den Postern machte es aber allen Teilnehmer unmöglich, die dort ausgetauschten Informationen aufzunehmen, zu hinterfragen oder eigene Kritikpunkte anzubringen. Damit gingen kritische Fragen für das Gesamtpublikum verloren.
Der Abend begann mit dem Vortrag von Dr. med. Thomas Bernhard, Umweltmedizinier und Energiewende-Aktivist aus Koblenz, der sowohl als stellvertretender Vorsitzender des BUND Koblenz als auch als 2. Vorsitzender des Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. (SFV) tätig ist. Er selbst stellte sich bescheiden nur als Mitglied in beiden Organisationen vor. Zur Erläuterung: Der SFV und der BUND scheinen eng miteinander verzahnt zu sein und klagten – ähnlich der NGO Deutschen Umwelthilfe e.V. – vor dem Bundesverfassungsgericht wiederholt für noch striktere Klimagesetze.
In seinem Vortrag versuchte Dr. Bernhard die Auswirkungen von Hitze auf die menschliche Gesundheit zu vermitteln. So zeigte er zunächst eine sommerliche, heutzutage glutrot eingefärbte deutsche Wetterkarte eines schönen Hochsommertages bei ca 31°C an und verwies dort auf die 51°C, die am selben Tag in Algerien gemessen worden waren. Dies nahm er zum Anlass, vor den massiven Gefahren durch Hitze zu warnen. Dass die Allzeithöchsttemperatur in Algerien am Flughafen Ouargla, einer Oasenstadt in der Wüste Sahara gemessen wurde, einem der lebensfeindlichsten Orte der Erde, blieb jedoch unerwähnt. Meßstationen an Flughäfen sind zudem wegen des Asphalts und des sogenannten Urban Heat Island-Effektes nicht unbedingt repräsentativ.
Plakativ ging es weiter mit der vereinfachten Aussage, dass bei hoher Luftfeuchtigkeit bereits 28°C tödlich sei können. Dies erschien dem Publikum ebenso absurd wie es falsch ist, denn es handelt sich hierbei nicht um die Lufttemperatur – wie der Zuhörer annehmen mußte – sondern um die sogenannte Feuchtkugeltemperatur. Diese kombiniert Luftfeuchtigkeit und Lufttemperatur. Je höher die Luftfeuchtigkeit, um so geringer ist die erträgliche Lufttemperatur. Korrekterweise hätte die Aussage lauten müssen: Eine Feuchtkugeltemperatur von 28°C, erreicht z.B. bei 35°C UND zugleich ~90% Luftfeuchtigkeit, ist gesundheitsgefährdend und KANN bei längerer Exposition tödlich sein. Das klingt schon weniger dramatisch. In der Vergangenheit wurden solche Werte übrigens äußerst selten erreicht, so bspw. am persischen Golf, im pakistanischen Indus Tal, in der Ganges Ebene und in Teilen Südostasiens. Also nicht in Europa mit seiner gemäßigten Klimazone. Das dennoch daraus abgeleitete Szenario, dass hierzulande eine konkrete Gefahr für Säuglinge, Schwangere und alte Menschen bestünde, darf berechtigerweise angezweifelt werden. Bei heißem und schwülem Wetter ausreichend zu trinken, den Schatten oder kühle Räume aufzusuchen, sagt einem der gesunde Menschenverstand und ist selbstverständlich richtig.
Durch Anzeige eines CO2 Charts versuchte Dr. Bernhard den Zusammenhang zum proklamierten menschengemachten Klimawandel herzustellen, den es mit Verzicht, höherem Druck auf die Politik, Teilnahme an Demos und noch strengeren Gesetzen zu bekämpfen gelte.

Zwar wurde der CO2-Chart nicht näher erläutert, aber üblicherweise beruhen diese Charts auf Messungen am Mauna Loa Vulkan/Hawaii (Keeling-Kurve, seit 1958, „Äpfel“) und ggf. älteren Werten, die man aus Baumringen berechnet (vor 1958, „Birnen“), sowie einer mathemathischen Projektion in die Zukunft, die auf einer Modellierung basiert. Derlei Projektionen sollte grundsätzlich mit einer gesunden Skepsis begegnet werden, denn das Ergebnis hängt immer von den Annahmen ab und da es sich beim Klima um ein sogenanntes komplexes chaotisches System handelt, ist eine korrekte Berechnung naturgemäß unmöglich.

Ob ein Chart alarmierend wirkt oder nicht, entscheidet maßgeblich die Achsenskalierung: Der Chart im linken Bild zeigt eine Achsenskalierung von 0-1% atmosphärischer CO2 Konzentration am Vulkan, der rechte Chart bildet nur einen Ausschnitt zwischen 310-420 ppm (%-Werte multipliziert mit 10 000) ab. Ein Käfer unter einer Lupe sieht mitunter aus wie ein gefährliches Raubtier. Der CO2-Anteil der Atmosphäre liegt übrigens bei 0,04%, wobei ca 0.0016% auf den Menschen zurückgeführt werden. Die 0.0384% natürlichen Ursprungs scheinen für das Klima wohl keine Rolle zu spielen?
Ob nun das CO2 infolge der Erwärmung ansteigt oder die Temperatur dem Anstieg folgt: Fakt ist, dass darüber nach wie vor gestritten wird und sich eben NICHT alle darüber einig sind. Das klimatische System ist komplex und unberechenbar. Die Modellierung hängt jedoch von weit mehr Faktoren ab : Sonneneruptionen– und zyklen, Albedo, Vulkanismus, dem Zyklus der Präzession, Milanković-Zyklen, kosmischer Strahlung und elektromagnetischer Felder. Ein erheblicher Teil der solaren und kosmischen Einflüsse fehlen in den mathematischen Prognosemodellen.
Dr. Bernhard schloß seinen Vortrag zum Thema Hitzeauswirkung auf den Menschen mit dem eindringlichen Apell, an der Klimademo am Freitagnachmittag, 16:00 in Koblenz teilzunehmen.
Im Anschluß an den Vortrag konnte man sich an den Postern mit den Ansprechpartnern der Einzelprojekte austauschen und Fragen stellen.
Finanzanalyse ausgewählter Projekte
Projekt 1.) Raeren/Belgien
- PV-Anlagen: ca. 80.000 € Gewinn/Jahr
- Windpark: 21,867 MWh/Jahr Nettoproduktion
- Nettoproduktion gesamt: 109,337 MWh/Jahr
- Verbrauch: 29.551 Haushalte
- CO2-Einsparung: 46,761 Teq
- CO2-Emissionen von 7.603 Wohnungen oder 25.764 Autos vermieden
- Einnahmen für Gemeinde: ca. 1,1+ Millionen €/Jahr
Analyse
In Belgien erhalten Produzenten von EE sogenannte Grünstromzertifikate, die sie auf dem Markt oder an den Übertragungsnetzbetreiber verkaufen können. 10 Jahre lang für PV, 20 für Wind. Anders als Deutschland erhielten PV-Stromproduzenten dort bis Ende 2020 eine 1:1-Vergütung für eingespeisten Strom, doch diese attraktive Einspeisevergütung wurde aus Kostengründen abgeschafft. D.h., man bekam denselben Preis für Einspeisung den man für den Strombezug bezahlt hätte – i.d.R. liegt die Einspeisevergütung nämlich deutlich unter dem Strompreis. Das erklärt, die vermeintlich hohen Einnahmen. Ob das so bleibt, ist fraglich, denn die angeführten Einsparungen beziehen sich rechnerisch auf den CO2 Leistungsfaktor, der sich in den Zertifikaten widerspiegelt. Die tatsächlichen Einsparungen hängen aber immer von der Merit-Order der Kraftwerke ab – je mehr Gaskraftwerke am Netz desto höher der rechnerische Einsparungsvorteil von EE. Nach Abschaltung der Kernreaktoren Doel 3 und Tihalnge 2 stieg die CO2 Emission der bel. Stromproduktion von 148g auf 168g, weil mehr Gas verstromt wurde. Aktuell liefern Atomreaktoren 41% des belgischen Stroms, 16% kommen aus Wind und Sonne, Kohleausstieg war 2016 und der Rest kommt aus Gaskraftwerken. 2022 wurde der Wiedereinstieg in die Atomkraft beschlossen. Die Gründe: Ukraine Krieg, Hohe Energiepreise, CO2-freie Grundlastenergie zur Erfüllung der Klimaziele. Doel und Tihange werden bis 2045 weiterlaufen, weitere 4GW möchte man zubauen. Je mehr Atomstrom produziert wird, umso unattraktiver werden die Wind- und PV-Anlagen, denn ihr rechnerisches Einsparpotential – das den Wert der Grünstromzertifikate bestimmt – sinkt. In der Vergangenheit war das Projekt aus finanzieller Sicht durchaus lukrativ, in der Zukunft ist das eher fraglich.
Projekt 2.) Mehrparteienhaus (Simmern)
Ausgangslage:
- 3-Familienhaus, Baujahr 1970, 360 m2
- 3 Wohnungen à 120 m2
- Wärmebedarf: 360 m2 × 170 kWh/m2 = 60.000 kWh Gas
- 60.000 kWh ÷ 3 = 20.000 kWh Gas pro Wohnung
- Gaskosten: 20.000 kWh × 0,12 €/kWh = 2.400 €/Jahr
Nach Einbau (12 kW Daikin-Wärmepumpe):
- Strombedarf: 15.000 kWh
- 15.000 kWh ÷ 3 = 5.000 kWh Strom pro Wohnung
- Stromkosten: 5.000 kWh × 0,30 €/kWh = 1.500 €/Jahr
Investition:
- Gesamtkosten: ca. 30.000 €
- Förderung BEG 40%: ca. 12.000 €
- Eigeninvestition: ca. 18.000 €
- Amortisation: ca. 7 Jahre
Einsparungen:
- Wärme: ca. 45.000 kWh
- Gas: 2.400 €/Jahr → Strom: 1.500 €/Jahr = 900 €/Jahr Einsparung pro Wohnung
- Gesamt: 2.700 €/Jahr
Analyse
Bei einem Haus, das 1970 erbaut wurde, ist diese Rechnung entweder hochgradig optimistisch oder läßt die Kosten für die Sanierung komplett aussen vor: Bei einem unsanierten Gebäudezustand mit alten oder einem teilsanierten Zustand mit normalen Heizkörpern käme man bei den Vorlauftemperaturen von 55-75°C zu einer realistischen Jahresarbeitszahl (JAZ) zwischen 2,0-3,0. In der Rechnung wird aber eine JAZ von 4 angenommen: 61.200kWh ÷ 15.000 kWh = 4,08
Realistisch bei unsaniertem Zustand mit alten Heizkörpern: 2,5 -3,0, damit läge der Strombedarf bei 61.200 ÷ 2,5 = 24.480 kWh, womit die Wärmepumpe sogar teurer als eine Gasheizung würde (Einsparung: 2.400 – 2.448 = -48 €/Jahr). Bei einer JAZ von 3,0 käme man auf folgende Werte: Strombedarf: 61.200 ÷ 3,0 = 20.400 kWh, Pro Wohnung: 6.800 kWh, Stromkosten: 6.800 × 0,30 = 2.040 €/Jahr, Einsparung: Gesamt: 1.080 €/Jahr, Amortisation: 18.000 ÷ 1.080 = 16,7 Jahre (ohne Wartung!) Der spezifischer Wärmebedarf ist mit 170 kWh/m2 sehr hoch, für Baujahr 1970 ohne Sanierung aber durchaus typisch sind 150-220 kWh/m2. Damit sind 170 kWh/m2 plausibel für einen unsanierten Altbau. Zu den Investitionskosten muß man also entweder Kosten für Sanierung (Fußbodenheizung inkl. Dämmung und Erneuerung aller Böden) oder deutlich höhere Stromkosten einplanen. Möglicherweise sind 12 kW für 61.200 kWh zu klein dimensioniert. Die Heizlast bei -12°C Außentemperatur läge nach Faustformel bei 170 kWh/m2 ÷ 2.000 = ca. 85 W/m2, 360 m2 × 85 W/m2 = 30,6 kW Heizlast. 12kW WP ergeben bei COP2,5 im Winter 30kW thermisch, was gerade so ausreicht. Ist das Warmwasser mit eingerechnet? Dann könnte es knapp werden. In dem Falle könnte ggf der elektrische Heizstab notwendig werden, was wiederum die JAZ verschlechtert und die Kosten deutlich nach oben korrigieren würde. Bei einer JAZ von 3,5 (nach Sanierung) würde sich die Investition nach ca 12-14 Jahren amortisieren, bei einer Teilsanierung und einer JAZ von 3.0 wären es 15-17 Jahre, im unsanierten Zustand mit alten Heizkörpern eher 20-25 Jahre. Eine Wärmepumpe hat allerdings nur eine Lebensdauer von ca. 20 Jahren.
Projekt 3.) Bürgersolar Sonnenfeldschule Hilgert
- PV-Anlage: 19,32 kWp (2009 installiert)
- Mindestjahresertrag: 850 kWh pro kWp = 16.422 kWh/Jahr
- Läuft seit 16 Jahren störungsfrei
- Investition: Über 60.000 € (aufgebracht zu 3⁄4 von 2 Einzelinvestoren, 1⁄4 von Bürgergesellschaft GbR)
Analyse
Die Amortisation wurde vermutlich im Jahr 2017/2018 erreicht, da man im Jahr 2009 noch mit einer EEG Vergütung von 43,01ct/kWh rechnen konnte. Seit ca 3-5 Jahren ist das Projekt damit in der Gewinnphase, bis 2029 – also noch weitere 5 Jahre – ist die hohe Vergütung garantiert. Danach wird man entscheiden müssen, ob man die Anlage weiterfährt.
Projekt 4.) Maxwäll Bürgerbeteiligungen
- 5 Solarparks (2012-2018)
- Gesamtleistung: ca. 7,5 MWp
- Strom für über 2.300 Haushalte
- Über 650 Genossenschaftsmitglieder
- Dividenden: 3-6% jährlich
- Weiterer Solarpark in Boden (2 MWp) mit Batteriespeicher geplant
Analyse
Aus den genannten Zahlen kann man wenig ableiten, da sie zusammengefaßt sind und eher unter dem Begriff Werbung einzuordnen sind. „Strom für 2300 Haushalte“ ist ein klassisches Buzz-Word aus dem Marketing. Im Kontext von PV und Windkraft muß man immer ein „nur wenn die Sonne scheint“ bzw. „nur wenn der Wind weht“ dazu denken. Kurze Prüfung: 7,5 MWp × 950 kWh/kWp = 7.125.000 kWh/Jahr, 7.125.000 kWh ÷ 3.500 kWh/Haushalt = 2.036 Haushalte. 2300 Haushalte würden bedeuten: 7.125.000 kWh ÷ 2.300 = 3.098 kWh/Haushalt. Der durchschnittliche deutsche Haushalt verbraucht 3500-4000 kWh. Nur rund 3000 zu veranschlagen, erscheint unrealistisch niedrig. Die Risiken der Beteiligung an einer Energiegenossenschaft werden gar nicht thematisiert: In der Regel legt man sein Geld für eine Laufzeit (20 Jahre) fest und profitiert von den jährlichen Dividendenzahlungen. Dass man dabei ein nachrangiger Gläubiger ist, der bei einer Pleite den Totalausfall risikiert, wird in der Werbebroschüre gern beschönigt. Mit dem Investment in Energiegenossenschaften haben wir uns an dieser Stelle bereits intensiv auseinandergesetzt.