Energiekrise in Österreich: „Die Zerstörung unserer Infrastruktur“

Gasnetzgebühren explodieren – Industrie wandert ab – Politik treibt Deindustrialisierung voran

Die Energiekrise in Österreich spitzt sich zu. Während die Politik den Ausstieg aus fossilen Energieträgern forciert, zahlen Bürger und Wirtschaft einen hohen Preis. Die Netzentgelte für Gas steigen dramatisch, die Industrie wandert ab – und Experten warnen vor einem gezielten Niedergang der heimischen Wirtschaft.

Gasnetz wird zum Luxusgut

In Österreich flattern derzeit Schockrechnungen ins Haus: Die Gasnetzkosten sind 2024 um 17 Prozent gestiegen, für 2025 wird eine weitere Erhöhung um 18 Prozent erwartet. Der Grund: weniger Nutzer müssen die Fixkosten des Gasnetzes tragen. Wolfgang Obancic von der Regulierungsbehörde erklärt den Mechanismus nüchtern – österreichweit sinkt der Gasverbrauch durch Einsparungen während der Energiekrise und milde Winter.

Was Obancic verschweigt, macht Energieunternehmer Thomas Eisenhut in einem Interview deutlich: „Wir verlieren immer mehr Industriebetriebe, die ins Ausland abwandern oder zusperren. Das heißt, wir haben hier eine Deindustrialisierung, die voll im Gange ist.“

Die fatale Wärmepumpen-Förderung

Besonders problematisch: Durch massive staatliche Subventionen wurden tausende Hausbesitzer animiert, funktionierende Gasheizungen herauszureißen und durch Wärmepumpen zu ersetzen. Eisenhut berichtet von Fällen, in denen erst eineinhalb Jahre alte Brennwertkessel entfernt wurden.

Die Konsequenz dieser Politik trifft vor allem ärmere Haushalte: Wohlhabende Eigentümer konnten sich dank Förderung den Ausstieg aus dem Gasnetz leisten – die verbleibenden, oft einkommensschwächeren Nutzer müssen nun die steigenden Netzkosten schultern. „Das ist eigentlich das Gegenteil von einer Sozialpolitik“, konstatiert der Moderator.

Industrie flieht vor Energiepreisen

Die eigentliche Katastrophe spielt sich jedoch in der Industrie ab. Durch CO2-Steuern auf Gas und andere politische Maßnahmen wird der Standort systematisch unattraktiv gemacht. Eisenhut nennt das Beispiel der Stahlindustrie: Trotz Milliarden an Subventionen für „Grünstahl“ sind die Produkte auf dem Weltmarkt nicht wettbewerbsfähig und können nur durch EU-Vorgaben abgesetzt werden.

Die Folge: Industriebetriebe wandern dorthin ab, wo Energie bezahlbar ist. Die sinkende Industrieproduktion führt zu weiter sinkenden Gasverbräuchen – ein Teufelskreis, der die Netzkosten für alle weiter in die Höhe treibt.

Neues Stromnetz für ungenutzten Ökostrom

Parallel zur Vernichtung der Gas-Infrastruktur wird das Stromnetz für 9 Milliarden Euro ausgebaut. Der Grund erschließt sich aus einem Zitat des APG-Vorstands: Man baut das Netz aus, um nicht benötigten Solar- und Windstrom quer durchs Land zu transportieren, damit er in Pumpspeicherkraftwerken zwischengespeichert werden kann. Die Stromnetzkosten sind allein von 2024 auf 2025 um 30 Prozent gestiegen. „Man macht die Leute arm für kompletten Unsinn“, fasst Eisenhut zusammen.

„Aufforderung zum wirtschaftlichen Selbstmord“

Der Energieexperte findet drastische Worte: „Das ist praktisch die Aufforderung zu wirtschaftlichem und gesellschaftlichem Selbstmord.“ Das über Jahrzehnte aufgebaute Gasnetz sei die Basis des österreichischen Wohlstands gewesen. Dessen gezielte Zerstörung richte „einen derartigen Schaden an, dass ich das kaum in Worte fassen kann.“

Eisenhut sieht kaum Hoffnung auf Umkehr: „Das müssten dann ganz neue Politiker sein mit ganz anderem Denken.“ Stattdessen werde der industrielle Niedergang weitergehen, während die Politik nicht eingestehen wolle, dass ihre Maßnahmen gescheitert sind.

Fazit: Planwirtschaft führt in die Sackgasse

Die österreichische Energiepolitik liefert ein Lehrstück darüber, wie gut gemeinte Klimaziele in eine wirtschaftliche Katastrophe münden können. Durch Subventionen, Verbote und künstliche Verteuerung bewährter Technologien wird die industrielle Basis des Landes ausgehöhlt. Die Rechnung zahlen am Ende jene, die sich den „grünen“ Umbau am wenigsten leisten können.


Dieser Beitrag basiert auf einem Interview mit dem Energieunternehmer Thomas Eisenhut, ausgestrahlt bei Kontrafunk aktuell am 24. Oktober 2025.