Der Windpark auf dem Hartenfelser Kopf bei Herschbach ist einer der ersten und auch der derzeit größte im Westerwald mit inzwischen insgesamt 28 Windenergieanlagen:
- 2006 wurden die ersten 12 Windkraftanlagen (Typ E-70 E4) errichtet,
- 2009 kam eine weitere dazu (Typ E-82 E1),
- in den Folgejahren kamen weitere 8 Anlagen der Firma Schütz Energy Systems hinzu (Typ VT110), sowie weitere 5 Enercon Anlagen (Typ E-92).
- 2021 kamen wiederum zwei weitere Anlagen (E-138 EP3) hinzu.
2006 investierte die Darmstädter Breeze Two Energy GmbH & Co KG in den Aufbau des Windparks, damals versprach die Windindustrie eine große Zukunft. Deutsche Solarpioniere wie Solarworld, SMA Solar kamen ab 2013 ebenso wie der Windparkbetreiber Prokon in Bedrängnis, mußten teilweise Insolvenz beantragen. Inzwischen ist die deutsche Solarbranche de facto ebenso verschwunden wie die deutsche Windenergieindustrie, die seitdem weitgehend in (Bürger-)Genossenschaften umgewandelt wurde. Breeze Two Energy war 2013 ebenfalls trotz zugesicherter EEG Vergütungen hoffnungslos überschuldet, weil die erwarteten Gewinne nicht erzielt werden konnten. Das Darmstädter Unternehmen wurde schließlich 2013 vom französischen Windparkbetreiber Theolia übernommen, die bilanzielle Spur verlor sich in der Karibik.
Als Kapitalgesellschaft war die Prokon GmbH nicht überlebensfähig, die Insolvenz 2014 zeigt beispielhaft wie die Anleger massive Verluste hinnehmen mußten (Prokon). Die Umwandlung in eine Genossenschaft wirft seit 2017 und der massiven Anhebung der EEG Subventionen Gewinne ab und schüttet seitdem Dividenden aus. Ein Hütchenspiel: Die Energiekosten sind inflationär gestiegen, die Bürger zahlen den höchsten Strompreis Europas.
Quelle: Wirtschaftswoche
Das staatliche norwegische Unternehmen Statkraft hat inzwischen für 413 Mio € 35 Windparks der Breeze Two Energy GmbH & Co KG übernommen, 2023 auch den Windpark Hartenfelser Kopf (Erworbene Windparks). Die übernommenen Industrieparks sind mit einem Alter zwischen 15-21 Jahren aus der EEG Förderung ganz oder nahezu ausgelaufen, man verspricht sich offensichtlich Gewinne aus dem Repowering der Anlagen.
Quelle: Statkraft
Was bedeutet das für den Hartenfelser Kopf?
Viele Anlagen sind alt, unter anderem durch geringe Nennleistung unwirtschaftlich und haben bereits aufgrund ihrer geringen Auslastung und Reparaturanfälligkeit die vorherigen Betreiber in finanzielle Schwierigkeiten gebracht.
Allerdings lohnt sich das Repowering:
- Die Infrastruktur ist bereits vorhanden
- Die Flächen sind vorhanden und angepachtet
- Die Windstärke ist vermessen
- Gesetzliche Förderung durch Subventionen
- Baugesetzlich kann keine Ausschlusswirkung bestehender Pläne entgegengehalten werden – also keine Gegenwehr der Bevölkerung
- Die Abstandsregeln zu Siedlungen wurden verringert
- Die Gültigkeit der Regionalplanung muß nicht abgewartet werden
- Bau außerhalb der ausgewiesenen Fläche erlaubt
- Keine naturschutzrechtliche Neuprüfung erforderlich, alte Genehmigungen können übernommen werden.
Quelle: Radio Westerwald
Da die Fundamente der alten Anlagen nach 20 Jahren zum einen ermüdet sind, zum anderen auf die Bedürfnisse kleinerer Anlagen ausgerichtet waren und für größere modernere Anlagen somit nicht taugen, werden für die ersten 12 Anlagen des Hartenfelser Kopfes ab 2026 Repowering Maßnahmen wahrscheinlich. Neue größere und zusätzliche Fundamente, größere Anlagen, näher an den Siedlungen installiert, die Bevölkerung hat kaum Möglichkeiten, dagegen vorzugehen.
Ob die alten Verträge den Rückbau der alten maroden Fundamente regeln und dessen Finanzierung abgedeckt ist, ist nicht bekannt. Für die neuen und größeren Anlagen wird weiter gerodet werden müssen. Über kurz oder lang wird der Hartenfelser Kopf dann wenig bis gar nicht mehr bewaldet sein – denn verbleiben die massiven Fundamente im Boden, wächst dort kein hoher Baum mehr. Keine borkenkäfergeplagte Fichte und auch kein Laubbaum. Der Hartenfelser Kopf wird sich immer mehr zur kargen Industriefläche entwickeln.
Quelle: Windindustrie in Deutschland
- Statkraft kauft 35 ältere Windparks für 413 Mio Euro, um dort nach Auslauf der 20 jährigen staatlichen EEG Förderung ein Repowering vorzunehmen.
- Mit den geänderten gesetzlichen Rahmenbedingungen insbesondere zu reduzierten Abstandsregeln, Fristverkürzungen und Reduktion der Umweltprüfung auf eine sogenannte Delta-Prüfung, wurde der Genehmigungsprozess maßgeblich verkürzt.
- Es müssen keine artenschutzrechtlichen Neuprüfungen vorgenommen werden und keine kommunale Raumordnungspläne abgewartet werden. Wo ein Windvorranggebiet ausgewiesen ist, darf gebaut werden, die Abstandsregeln ermöglichen auch einen Bau ausserhalb, ohne dass baugesetzlich eine Ausschlußwirkung durch bestehende kommunale Flächennutzungspläne greifen würden.
- Die hohen Strompreise machen das Repowering zu einer attraktiven Investition
- Mitbewerber Startup NeXtWind wird u.a. durch den US Investor Sandbrook Capital finanziert, zu dessen Team der vorige CEO der Siemens Gamesa Renewable Energy, Andreas Nauen, gehört. Für Siemens Energy mußteder deutsche Staat in 2024 jüngst in Milliardenhöhe bürgen Siemens Energy. Dieser Zustand war durch erhebliche Verluste im Windkraft-Geschäft entstanden.